Der Wille zu gewinnen ist wichtig.
«Schweizermeisterin gibt ihren Rücktritt aus dem Schwimmsport»
Die besondere Chance, an einem grossen internationalen Wettkampf teilzunehmen, hatte die Schaffhauserin 2021. Damals qualifizierte sich Julia Mattoscio für die Universiade (World University Games) in Chengdu (China). Diese internationale Sportveranstaltung, an der rund 13'000 Studenten aus der ganzen Welt teilnehmen ist nach den Olympischen Sommerspielen die zweitgrösste Multisportveranstaltung der Welt. Aufgrund der Corona-Pandemie fiel die Universiade jedoch zweimal hintereinander aus. «Um mich zu qualifizieren, habe ich sehr viel investiert. Als sie dann gleich zweimal 2021und 2022 abgesagt wurde, war es sehr hart für mich, mit dieser Enttäuschung umzugehen. », erzählt Mattoscio. Nun hat die 21-Jährige ihren Rücktritt verkündet. «In den letzten Monaten habe ich dann gemerkt, dass mich die Zeit im Wasser nicht mehr erfüllt», sagt sie.
22 Stunden trainiert pro Woche
«Pro Woche habe ich bis zu 22 Stunden trainiert. Dazu kamen dann noch die Wettkämpfe am Wochenende und Trainingslager. Durch das Training auf ein Ziel hinzuarbeiten hat mir jahrelang extrem viel Spass bereitet», sagt sie. Dieser Aufwand habe sich auch bezahlt gemacht: «Ich wurde einmal Schweizermeisterin über 1500 Meter und zweimal über 800 Meter Freistil und Schaffhauser Sportlerin des Jahres 2019.» Der grosse internationale Durchbruch blieb jedoch leider aus. «Um im Schweizer Nationalteam zu schwimmen oder eine Medaille an einer Europameisterschaft zu holen, war für mich nie ein realistisches Szenario», sagt die 21-Jährige. Schlussendlich sei es auf diesem Niveau auch eine Talentfrage. «Ich bin weit gekommen, aber ich muss mir eingestehen, dass ich nun mein Limit als Spitzensportlerin erreicht habe. Ich bin sehr stolz auf meine Erfolge und sehr zufrieden wie meine Karriere verlaufen ist. », sagt Mattoscio. «In unserer Sportart gibt es kein Geld zu holen. Zusammen mit dem Zeitaufwand muss man sich irgendwann entscheiden, ob nicht der Zeitpunkt gekommen ist, den Sport zu verlassen und seine Zeit und Energie in etwas Anderes zu investieren. »
Ungewohnt viel Zeit am Wochenende
Auch wenn das alles ein Stück weit negativ klingt, sei es für sie ein positiver Entscheid: «Ich bereue gar nichts. Im Sport lernt man viel fürs Leben wie zum Beispiel Disziplin, Zeitmanagement, Zielstrebigkeit oder wie man mit Erfolgen und Niederlagen umgehen muss, alles Dinge, die mir sicherlich auch weiterhin im Studium an der ETH weiterhelfen werden. Ich blicke im Schwimmsport immer auf eine sehr gute Zeit zurück. Insgesamt war es ein sehr erfolgreicher Lebensabschnitt, den ich mit viel Freude in Erinnerung behalten werden. Auch möchte ich mich bei meiner Familie bedanken, die mich stets unterstützt haben. » Ein neues Hobby habe sie noch nicht im Blick, aber der Sport werde natürlich ein Teil ihres Lebens bleiben. In ihrem neuen Lebensabschnitt möchte sich die Schaffhauserin vor allem auf ihr Studium konzentrieren und mehr mit Freunden und Familie unternehmen. «Jetzt freue ich mich auf viele freie Abende und Wochenenden, die ich nicht im Hallenbad verbringe und auf den Weg der vor mir liegt. »