Der Wille zu gewinnen ist wichtig.
Julia Mattoscio gewinnt Silber und Bronze am Rheinknie
Die offenen Schweizer Meisterschaften in Basel im St. Jakobsbad in Basel, direkt neben dem Fussballstadion des FC Basel, waren die ersten nationalen Wettkämpfe im Freien seit zwei Jahren. 2020 verhinderte die Pandemie die Austragung des wichtigsten Kräftemessens der Schwimmsportlerinnen und Sportler der Schweiz. Die Trainings-Vorbereitung auf so einen Anlass dauert in der Regel sechs Monate. Da die KSS sehr lange geschlossen war, auch für Spitzensportler, mussten die Athletinnen und Athleten nach Sursee ausweichen. Das bedeutete für jedes Training eine knapp vierstündige Autofahrt. Im Frühjahr konnte dann in Rheinau das Schwimmbad genutzt werden, jedoch gibt es dort nur ein 25 Meter Becken. Unter diesen schwierigen Umständen ist ein optimaler Formaufbau eigentlich gar nicht möglich, umso erstaunlicher sind die Leistungen der Elitegruppe des Schwimmclubs Schaffhausens.
Über allen thront wieder einmal Julia Mattoscio. Sie konnte ihren Titel über 800m Freistil am Samstag zwar nicht verteidigen, jedoch holte sie mit ihrem dritten Platz die erhoffte Medaille. Am Sonntag legte sie noch mal einen drauf und gewann etwas überraschend die Silber Medaille über die 1500m Freistil. Bei den Langstrecken Schwimmerinnen und Schwimmern machen sich die fehlenden Trainingskilometer besonders bemerkbar. Hätte sie noch zwei Monate mehr Zeit gehabt, dann wäre vermutlich nicht nur Titelverteidigung gelungen, sondern sie hätte sich möglicherweise sogar zwei goldene Plaketten geholt.
Die dritte Medaille für den Schwimmclub Schaffhausen konnte sich Reto Maier bei den Junioren sichern. Er erreichte den dritten Platz über 400m Lagen, bei diesem Rennen müssen jeweils 100 Meter in den verschiedenen Schwimmstilen absolviert werden. Begonnen wird mit den anspruchsvollen Delphinstil, danach folgt die Rückenlage, anschliessend Brustschwimmen und als Letztes Crawl. Es zeigt die Vielseitigkeit, die in diesem Sportler steckt. Doch Reto war nicht der einzige Athlet aus Schaffhausen, der trotz der widrigen Umstände in der Lage war Höchstleistungen zu bringen. Sein Bruder Max wurde im gleichen Rennen undankbarer Vierter, auch in allen weiteren Starts schwamm er jeweils seine persönliche Bestzeit. Genauso machte es Luis Tschigg, beide konnten sich sogar Qualifikationen für Finalläufe bei den «Grossen» erschwimmen. Kai Fuchs wurde in zwei Rennen bei den Junioren starker Fünfter und erreichte ein A-Finale bei den Grossen. Jodokus Mezulat wurde je einmal Fünfter und Sechster über 800m und 1500 m Freistil.
Bei den weiteren Damen im Feld stach vor allem Shari Asmar heraus. Die erst 14-jährige Athletin schickt sich an den Thron von Julia bald übernehmen zu wollen. Wegen ihres jungen Alters wurde sie nur bei den Grossen gewertet und erreichte dort den sensationellen fünften Platz über 200m Brust, dazu kamen weitere drei B-Finalläufe. Lorena Frano konnte ihre Bestzeit über 100m Delphin verbessern.
Die Bilanz kann sich aufgrund der Umstände durchaus sehen lassen. Drei Medaillen und viele Bestzeiten sind ein starker Leistungsnachweis. Es fehlte zu allem Ungemach auch noch der Trainer, Sebastian Sieburger. Dieser war untröstlich, aber er wurde ausgerechnet an diesem Wochenende Vater. In so einem Fall verlassen ja sogar Nationaltorhüter die Fussball EM. So musste der junge Marc Fois, vor zwei Jahren selbst noch am Start, die Mannschaft übernehmen. Er bestand seine Feuertaufe mit Bravour, er coachte und schimpfte am Beckenrand schon wie ein alter Hase. Die Verantwortlichen und Eltern des Schwimmclub Schaffhausens warteten mit Stolz auf die Rückkehr ihrer Athletinnen und Athleten am Sonntagabend und das vollkommen zurecht.